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Fledermäuse

Im Herbst 2023 konnten auf dem Lötschenpass einige Fledermausarten akustisch nachgewiesen werden

Alpinistische Fledermäuse? Na klar!

Bericht von Fabian Heussler, 2024

 

Wer hätte das gedacht? Auf fast 2700m beheimatet die Natur am Loetschenpass nicht nur eine faszinierende typische Flora und Fauna der Alpen, sondern auch einige Fledermausarten, über die es sich zu berichten lohnt! In der Schweiz sind insgesamt 30 verschiedene Fledermausarten heimisch – hier oben konnten wir dank akustischer Untersuchungen mindestens sieben davon nachweisen! Die Aufnahmen erfolgten im Rahmen eines vom Kanton Wallis finanzierten Projekts zur Untersuchung von Fledermaus-Migrationsrouten. Im Folgenden stellen wir euch kurz die heimlichen – aber dafür keineswegs unspektakulären Flugkünstler vor, welche gelegentlich hier oben vorbeiziehen.

 

Kleiner Abendsegler

Der kleine Abendsegler, der Speedy Gonzales der Fledermauswelt, flitzt mit bemerkenswerter Geschwindigkeit durch die Luft. Seine Flügel sind wie die perfekt getunten Flügel eines Rennwagens – ideal für Hochgeschwindigkeitsjagden. Er startet als eine der ersten Fledermäuse am Abendhimmel zum nächtlichen Buffet. Wer es mal neben sich Zischen hört, nebem dem hat womöglich gerade ein Kleiner Abendsegler eine drastisches Flugmanöver durchgeführt um eine Zuckmücke zu snacken (ist kein Scherz – wir haben dies bereits mehrfach beobachtet!).

Unser Speedy Gonzales der Lüfte – der Kleine Abendsegler!

 

Zwergfledermaus

Nicht größer als ein Streichholzschächtelchen und doch ebenso ein Meister der Lüfte: die Zwergfledermaus. Dieser Winzling unter den Fledermäusen beweist, dass man auch mit bescheidener Grösse äusserst erfolgreich sein kann, vor allem wenn es um die Mückenjagd geht. Die Zwergfledermaus ist mit ihrer optimistisch-opportunistischen Jagdweise und dem Umstand, dass sie sich von der Lichtverschmutzung nicht schocken lässt sogar «dere wäg» erfolgreich, dass sie praktisch überall in der Schweiz beobachtet werden kann. Keine andere Art ist so häufig wie sie. Klein, aber «Oho» kann man da wohl nur sagen…!

 

Sie ist klein, hats aber faustdick hinter den Ohren – die Zwergfledermaus!

 

Nordfledermaus

Die Nordfledermaus ist ein sympatischer Vagabund der Lüfte. Sie bevorzugt die kühleren Regionen und hat das Gasterntal (& gelegentlich auch für Exkursionen den Lötschenpass) als ausgezeichnete Orte für ihre Sommerferien entdeckt. Sie ist übrigens die Fledermaus des Jahres des Fledermausvereins Bern für 2024/2025 – denn obwohl wir diese Art in den Bergregionen teilweise als häufigste Art nachweisen, kennen wir im gesamten Berner Oberland nur eine Wochenstube (Ort an welchem die Weibchen die Jungtiere aufziehen).

 

Breitflügelfledermaus

Die Breitflügelfledermaus, mit ihren – wie der Name bereits sagt – breiten Flügeln, könnte man fast für einen (manchmal ziemlich unzimperlich gelaunten) Bodybuilder unter den Fledermäusen halten. Aber ihre Flügel sind nicht nur Show, sie ermöglichen auch besonders effiziente Flugmanöver auf der Suche nach Beute. Ganz oben auf dem Speiseplan stehen bei ihr übrigens proteinreiche Mai- und Junikäfer – mhhhh…! Etwas verdächtig scheint an der ganzen Geschichte aber, dass «Gymbro’s» doch eigentlich bevorzugt im Tal vorkommen und sich aufgrund ihrer begrenzten Ausdauer nur selten in die Höhe verirren… Hierbei handelt es sich tatsächlich um einen der höchsten Nachweise dieser Tiefland-Art in der ganzen Schweiz! Vielleicht ein Grund mit voreiligen Vorurteilen bescheiden zu haushalten…?

 

Braunes Langohr

Mit Ohren, die fast so groß wie ihr Körper sind, sieht das Braune Langohr aus, als könnte es jeden Moment einen Radiosender empfangen. Diese Art ist nicht nur wegen ihrer übergroßen Lauscher bemerkenswert, sondern auch wegen ihrer eleganten Flugmanöver bei der Jagd nach Insekten in der Dämmerung. Ausserdem ist sie meist überaus sympathisch!

Vor dem Abflug richtet das Braune Langohr seine Ohren auf und inspiziert mittels Ultraschall seine Umgebung.

 

Wasserfledermaus (Nachweis: wahrscheinlich)

Die Wasserfledermaus ist die passionierte Fischerin der heimischen Fledermauswelt. Elegant flitzt sie ganz knapp über die Oberfläche stehender oder langsam fliessender Gewässer und. Ihr Echoortungsvermögen ist dabei so präzise, dass sie jedem Sonar Konkurrenz machen könnte. Die Bestimmung von Wasserfledermäusen ist manchmal ganz schön kniffelig, weshalb der Artnachweis nicht ganz sicher ist. Ebenfalls nicht sicher, aber sehr wahrscheinlich ist zudem, dass es sich um ein männliches Tier handelte: Wasserfledermäuse weisen das spannende Phänomen auf, dass Weibliche Tiere im Sommer eher in den Tallagen bleiben um die Jungen aufzuziehen – die Fledermausmänner überlassen den Weibchen die guten Jagdgebiete im Tal und erklimmen die höheren Regionen. Sollte die Bestimmung stimmen, so ist es der zweithöchste bisher in der Schweiz gemachte Nachweis.

eine etwas skeptische «driluegende» Wasserfledermaus macht sich bereit für die nächtliche Fischerei.

 

Weißrandfledermaus (Nachweis: wahrscheinlich)

Mit ihren kontrastreichen Flügelrändern könnte die Weißrandfledermaus glatt als Trendsetter der Nacht durchgehen. Diese stilvolle Erscheinung kombiniert sie gekonnt mit Flugkünsten, die jeden Insekten-Snack binnen Sekunden verschwinden lassen.

 

Rauhautfledermaus (Nachweis: wahrscheinlich)

Die Rauhautfledermaus ist der Wandervogel unter den Fledermausarten am Lötschenpass. Sie ist eine der Arten, die jeden Herbst und jedes Frühjahr weite Strecken (> 2000 Km!!) zurücklegt, um von den Überwinterungsquartieren zwischen der Schweiz und Spanien für’s Übersommern und Kids aufziehen nach Nordeuropa zu gelangen. So wanderfreudig sind dabei interessanterweise vor allem die Weibchen. Männchen nehmen es meist deutlich bequemer und bleiben mitunter auch einfach in der gleichen Region (stets in der Hoffnung, dass im Herbst ein paarungsinteressierte Weibchen am Quartier vorbeifliegen).

 

Wir hoffen euch mit dieser kleinen Einführung in die Welt der Fledermäuse unsere fliegenden Freunde am Loetschenpass ein bisschen nähergebracht zu haben – vielleicht erinnert ihr euch ja, wenn ihr das nächste Mal einen der nächtlichen Kobolden vorbeiflattern seht…!

 

 

 

Aufruf zur Mithilfe

Da Fledermäuse Nachts unterwegs sind und einige Arten sehr schwierig nachzuweisen sind, haben wir im Allgemeinen nur sehr wenige Kenntnisse zum Vorkommen unserer 30 Fledermausarten in der Schweiz. Insbesondere im Oberwallis und im Berner Oberland wissen wir sehr wenig über Fledermäuse. Uns interessieren vor allem die Orte, an welchen Fledermäuse tagsüber schlafen (sogenannte Wochenstubenquartiere), oder gefundene Tiere. Falls Sie etwas in die Richtung wissen, freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme an eine der nachfolgenden Adressen.

Etwas, das uns allerdings leider nicht wirklich hilft, sind Informationen zu herumfliegenden Tieren. Wenn man nämlich genauer hinschaut, wird man praktisch an jedem Ort in der Schweiz nachts Fledermäuse herumfliegen sehen (gelegentlich trifft man sogar besonders «motivierte» Individuen auf dem Jungfraujoch auf über 3450m.ü.M.)!

 

Für’s Berner Oberland: Fabian Heussler, fabian@naturalisten.ch, 077 418 33 86

Für’s Wallis: Walliser Fledermausschutz: info@fledermaus-wallis.ch, 079 910 74 11

 

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