auf den Spuren unserer Vorfahren über einen der ältesten Übergänge der Alpen wandern
Vor dem Bau des Gemmiweges war der Lötschenpass die wichtigste Verbindung zwischen dem Oberwallis und dem Kandertal. In den Felsen am östlichen Gletscherrand sind deutlich Überreste eines gepflasterten Saumweges aus dem frühen Mittelalter erkennbar.
Anno 1698 gibt der bernische Hauptmann Abraham von Grafenried den Befehl zum Bau einer Strasse über den Pass, die sogenannte « Grafenriedsche Strasse ». Reste sind noch heute auf Berner Seite zu finden. Die Walliser verweigerten aber den Weiterausbau dieses Weges ins Rhonetal und so zerfiel dieses Bauwerk rasch wieder. Die Gründe für die Verweigerung des Wegrechts auf Walliserseite müssen wohl in den blutigen Kämpfen gesucht werden, welche sich Walliser und Berner im 14. und 15. Jahrhundert auf der Passhöhe mehrere Male lieferten. Nach einer solchen Schlacht trieben die Walliser das Berner Heer bis auf die Balm hinunter, wo es eine kalte Nacht verbringen musste.
Die ersten Begehungen des Lötschenpasses liegen aber nachweisbar in grauer Vorzeit. Im Jahr 1942 fand der Kunstmaler Albert Nyfeler im Eis des Lötschengletschers drei guterhaltene Pfeilbogen aus der Zeit zwischen 3400 – 3570 v.Chr. Die Bogen sind heute im Lötschentaler Museum in Kippel ausgestellt. Nachweislich haben die Römer den Übergang ebenfalls schon gekannt, wurden doch in der Nähe der Lötschenpasshütte diverse Münzen aus dieser Zeit gefunden.
Das Gasterntal war bis vor ein paar Jahrzehnten noch ganzjährig bewohnt. Beim jeweils ältesten Bewohner wird die silberbeschlagene Gasternbibel aufbewahrt, welche 1690 vom Berner Magistraten Ulrich Thormann gestiftet wurde. Seither findet sie alljährlich im August bei der im Freien abgehaltenen Gasternpredigt Verwendung.
1519 | Ergeht der Auftrag an Ulrich Ruffiner, einen Weg für Säumer über den Lötschenpass zu bauen. Aus diesem Grund wird auf der Passhöhe eine Suste (Hütte) abgesteckt. |
1946 | Sind die zwei jungen Bergführer Willy und Innozenz Lehner aus Wiler mit Gästen am Gitzigrat des Balmhorns unterwegs. Sie entdecken die beiden Militärbaracken auf der Seitenmoräne des Lötschengletschers und beschliessen, die Hütten zu kaufen und auf den Pass zu verschieben. Am 22. August können die zwei Hütten vom Liquidationsamt der Schweizer Armee erworben werden. Sie dienten in der Zeit des Zweiten Weltkrieges der Fliegerbeobachtung im Alpenraum. Da die Gemeinde Ferden kein Interesse an einer neuen Herberge auf dem Lötschenpass zeigt, erteilt sie keine Baubewilligung. Nun gelangen die Gebrüder Lehner an den Staat Bern mit der Bitte, die Hütten auf die Passhöhe zu verschieben, um sie als Herberge im Sinne einer SAC-Hütte betreiben zu dürfen. |
1947 | Ende Juni werden die Hütten von der Lötschentaler Jugend an ihren heutigen Standort getragen und zu einer Hütte zusammengebaut. Stolz beginnen die Erbauer mit der Bewirtschaftung ihrer Hütte. |
1948 | Wird eine Grenzbereinigung zwischen den Kantonen Bern und Wallis im Raume Lötschenpass beantragt, « die einzig deshalb in Szene gesetzt wird, um die Hütte auf Walliser Boden im Gebiete der Gemeinde Ferden zu bringen, um gegen den Erbauer vorzugehen » (Zitat aus Urteil Kantonsgericht). Der Walliser Staatsrat lehnt eine Beschwerde der Gemeinde Ferden ab. |
1951 | Erteilt der Staatsrat die Konzession für den Betrieb einer Berghütte. |
1953 | Wird die Hütte von Vandalen niedergerissen. |
1954 | Wird sie wieder aufgerichtet, obwohl sich die Gemeinde Ferden widersetzt. Sie geht mit einer Klage bis ans Bundesgericht, verliert aber gegen Willy Lehner , welcher von seinem Bruder Innozenz als Advokat verteidigt wird. |
1955 | Kann die Hütte im Sommer ihren Betrieb endgültig aufnehmen. In den folgenden Jahren wird sie nun in den Sommermonaten von der Familie Lehner bewartet. Der Transport von jeglichem Material erfolgte bis Ende der siebziger Jahre ausschliesslich durch Manneskraft. Erst dann wird der Helikopter eingesetzt. |
1955 bis 1987 | Wird die Hütte ständig ausgebessert: Anbau einer Küche, Ummauerung der Holzwände und Erneuerung des Daches. |
1987 | Übernimmt Beat Dietrich mit Josef Blötzer die Bewartung der Hütte. Da es schon bei wenig Wind nicht mehr möglich war, in der Hütte eine Kerze zu entbrennen, wurden bereits neue Fenster eingesetzt und versucht mit PU-Schaum die Wände abzudichten. |
1988 | Grosser Umbau: Der Anbau auf der Ostseite vergrössert den Essraum, so dass nun für jeden Schlafplatz ein Sitzplatz zur Verfügung steht. Der neue Dachstuhl schützt die Hütte wieder bestens vor den Naturgewalten. |
1989 | Durch diesen Ausbau bekommen die Hüttenwarte ein eigenes Zimmer und die Küche wird um einiges vergrössert. |
1991 | Erstes Telefon in der Hütte. Die Freude ab dem neuen Natel B ist riesig und verbindet uns mit der Aussenwelt. |
1993 | Wechselt die Besitzurkunde zu Hüttenwart Beat Dietrich. In der Küche wird eine massgeschneiderte Kombination eingebaut. |
1994 | Ausbau des Schlafraumes. Der Boden wird neu isoliert, so dass auch der Essraum besser isoliert ist. Alle Betten bekommen neue einheitliche Matratzen. |
1995 | Erneuerung der Solaranlage. Die längere Bewirtschaftungsdauer fordert bessere Speicherkapazität der Sonne. Aus diesem Grund wird die ganze Anlage ersetzt und ein Wechselrichter für 220V eingebaut. So können nun normale Küchenmaschinen eingesetzt werden. |
1996 | Das Wasser vom Gletscher kommt mittels Leitung an einem Drahtseil direkt bis zur Hütte. Bau einer WC-Anlage mit Wasserspülung und Dusche. Im gleichen Gebäude entsteht eine Werkstatt. Der kleine Anbau auf der Nordseite wird in ein Angestelltenzimmer umfunktioniert. |
1997 | Die Idee einer Windkraftanlage wird mit Hilfe der Ingenieurschule von Burgdorf realisiert. Der gesamte Betrieb wird auf 220 V geändert, was nicht ohne Probleme geschieht. Beispielsweise haben wir während dreier Wochen kein Telefon. |
1998 | Das erste Windrad der Firma Aerokraft erleidet nach einem Monat Betrieb einen Vollcrash. Wir entscheiden uns für ein neues Produkt der Firma LMW aus Holland. Weiterausbau der Küche. Neue Dachfenster. |
1999 | Wieder erleidet das Windrad einen Defekt. Alle Flügel werden abgeschlagen. Die Ingenieurschule Burgdorf steigt aus dem Projekt aus, so dass neue Partner gesucht werden müssen. |
2000 | Unterhalb des WC’s entsteht ein Maschinenraum, um das neue Aggregat zu schützen. |
Mit Hilfe von Martin Märki von der Arba Strom aus Winterthur kommen wir langsam den Stromproblemen auf den Grund. Das Aggregat kann von der Küche aus gestartet werden, was unsere Frauen sehr freut. | |
2001 | Auf der Nordseite entsteht ein Wintergarten, um den Kücheneingang vor dem Wetter zu schützen. |
Wasserleitung vom Tank ins Haus wird in den Boden verlegt. Gefrierschutz im Frühling und Herbst. | |
2002 | Der Holzschopf auf der Nordseite hilft uns, immer trockenes Holz zur Verfügung zu haben. Auch finden nun die meisten Maschinen einen trockenen Platz. |
2003 | 7000l Tank für Trinkwasser. Leitung komplett eingegraben. Bedienungsschächte bei den Abzweigungen. |
2004 | Erneuerung des Stromkastens und elektrisch gesteuerte Ventile in der Wasserleitung. |
2005 | Zum ersten Mal wird die Hütte auch im Winter bewartet und bietet Skitourenfahrern und anderen Wintersportlern Unterkunft. |
Das Blockheizkraftwerk entsteht. Dadurch ist die Wärmerückgewinnung zur Warmwasseraufbereitung mit dem Dieselgenerator möglich. Beim Reservoir wird eine solare Tankheizung installiert, die die Wasservorräte vor dem Einfrieren schützen soll. Neue Abwasserleitung von der Küche. | |
2006 | Die Warmwasserdusche im Waschraum für die Gäste wird installiert. Insgesamt benützten im ersten Jahr 160 Gäste und ebenso viele Personen der Hüttencrew dieses Angebot. Die Baueingabe für die Erweiterung und Rationalisierung der Hütte erfolgt. Endlich gibt es breitere Schlafplätze! |
2007 | Während des Sommers wurde die Hütte erweitert und rationalisiert. Nun bietet sie 80 Personen reichlich Platz. Der durch Bodenheizung gewärmte Essraum mit weitem Blick auf die herrliche Bergwelt lädt zum Verweilen und Staunen ein. In der hochtechnologisierten Hütte mit Minenergielabel wird versucht, die anfallende Wärme wiederzuverwerten, sei das über Wasserkollektoren, Solarpanels, vorgeheizte Luft oder von uns Menschen produzierte Wärme. So können wir auch im Winter ohne grosse zusätzliche Energiezufuhr eine angenehme Atmosphäre bieten. Die strenge aber schöne Bausaison geht unfallfrei zu Ende und hinterlässt einen Traum von einer Hütte. Ein grosses Merci allen Helfern! |
2008 | Die Umbauarbeiten werden zu Ende geführt, die neue Kläranlage entsteht auf der Nordseite des Hauptgebäudes. |
2009 | Die Kläranlage wird in Betrieb genommen. Das alte WC und die Waschanlagen von draussen werden auch angeschlossen. Die neue Hütte bewährt sich und die energetischen Anlagen sind sensationel. Am 10.Juli durften wir das Minergie-Label von Moritz Steiner und Franz Beyeler entgegen nehmen. Mit Stolz trägt die Hütte nun die Tafel erste energieautarke Alpinistenunterkunft im Minergiestandart. |
2010 | Endlich konnten wir die Dusche für die Gäste in der neuen Hütte fertig machen. Nun entfallen die Flitzer-Momente zu der alten Dusche…Das Private WC für den Hüttenwart mit Dusche und Lavabo wird fertig gestellt, so dass er nicht mehr unter dem offenen Isover duschen muss. |
2011 | Da nun Gäste und Team in luxuriösen Verhältnissen wohnen und übernachten können, haben wir uns entschlossen, auch unseren vierbeinigen Freunden einen neuen Stall zu widmen. Am Platz, an dem früher die Kläranlage stand, haben wir einen Schweine- und Hühnerstall gebaut. So können die Tiere auch bei Sturm und Schnee gemütlich in ihrem Stroh schlafen. Gleichzeitig haben wir die ganzen Altlasten des letzten Jahrhunderts entsorgt. Der Abfall wurde damals nur neben der Hütte vergraben. |
2012 | Die starken Winterstürme haben an der Hütte und den Einrichtungen etlichen Schaden angerichtet. Die ganze Wasserleitung wurde vom Seil gerissen und zerstört. Der Sturm Andrea mit über 200km/h hat die Photovoltaikanlage an der Südseite verschoben und das Windrad zerstört. So hatten wir genügend Bauplätze, denen wir uns während dem Sommer widmen mussten. |
2013 | Auf dem Westdach wird eine neue Photovoltaikanlage ins Dach integriert. Nun ist die Stromproduktion auf den Stromverbrauch abgestimmt. Für die Überproduktion installierten wir einen Frequenzumrichter, mit dem wir den Warmwasserboiler nachheizen können. Der Schneedruck hat uns in den letzten Jahren mehrmals die Kollektorscheibe zerstört. Nun haben wir den Kollektorstand erhöht und die Leitungen isoliert, so dass uns der Wassertank nicht mehr einfrieren kann. Gleichzeitig möchten wir im Sommer mit dem Kollektor den Hotpot aufwärmen. |